Gefahr Stark­regen: Was können Sie jetzt schon tun?

Stark­regen ist die neue Angst vieler Haus­eigen­tümer*innen. Bei diesem Wetter­extrem, das regional au­ftritt, gehen inner­halb weniger Minuten so gewaltige Regen­mengen nieder wie sonst in Wochen oder gar Monaten. Schnell sind dann die öffent­lichen Kanäle überlastet und schaffen es nicht mehr, die Wasser­massen aufzu­nehmen und abzuleiten.

Extrem­wetter­ereignisse: Wenn das Was­ser aus dem Kanal drückt

Überflutung auf Straße, Wasser kann nicht mehr abfließen

Ein unter­schätztes Problem bei Stark­regen: die Abwasser­leitungen von Ge­bäuden, die mit der öffent­lichen Kanalisation ver­bunden sind. Läuft der Kanal voll, steigt das Abwasser in den Schächten bis auf Straßen­ober­kante – Rück­stau­ebene genannt – an und drückt in die ange­schlos­senen Haus­abfluss­leitungen inner­halb der Gebäude zurück. Tief gelegene Räume können dann, sofern es keine Rück­stau­sicherung gibt, bis auf Höhe der Rück­stau­ebene über­flutet werden.

Elementar­schäden: Haus­rat-Ver­sicherung haftet nicht immer

Das Ab­wasser tritt zum Bei­spiel aus der Wasch­maschine, dem Hand­wasch­becken oder sogar der Toilette aus. Die Folgen sind nicht nur unappe­titlich, sondern können auch teuer werden. Nach Über­flutungen seien häufig auch Hei­zungen defekt, erklärt Guido Steinert, Experte für Ent­wässerung bei der GELSENWASSER AG. Zudem bestehe bei Extrem­wetter­ereig­nissen die Gefahr, dass Ober­flächen­wasser von außen ein­dringt, etwa wenn ein Keller­abgang unter der Straßen­ober­kante liegt, und den Gebäude­teil über­flutet. Die Schäden sind kaum zu beziffern. „Jeder Eigen­tümer sollte Vorkeh­rungen gegen Rück­stau und Über­flutung treffen – sonst haften unter Um­ständen die Gebäude- und Haus­ratver­sicherung nicht für Schäden“, sagt Guido Steinert.

Wie schütze ich mein Haus vor Rück­stau bei Starkregen?

Abwasser­hebe­anlagen und Rück­stau­verschlüsse ver­hindern, dass Wasser aus dem Kanal ins Haus ein­dringt. Sie beugen Schäden vor, die binnen weniger Minuten ein­treten können. „Dieser Schutz ist gar nicht so teuer. Wer sich nicht sicher ist, ob er ihn hat, sollte einen Installateur nach­schauen lassen“, rät der Fach­mann.

Hebe­anlagen pumpen Abwasser über die soge­nannte Rück­staue­bene in den Kanal. Selbst wenn dieser höher als die Keller­sohle liegt, würde das aus dem Kanal zurück­fließende Ab­wasser durch das Rück­schlagventil der Hebe­anlage zuver­lässig gestoppt. Sie können einen solchen Schutz auch nach­träglich ein­bauen lassen.

Grafischer Darstellung einer Hebeanlage im Vergleich zu einem nicht gesicherten Abfluss

Günstiger als Hebe­anlagen sind Rück­stau­klappen. Hier fließt das Wasser wie gewohnt im freien Gefälle ab – bei einem Rück­stau in der öffent­lichen Kanalisation wird jedoch die Rohr­leitung durch Klappen ver­schlossen. Diese werden in der Regel im Keller vor der Wand­durchführung der Grund­leitung zum öffent­lichen Kanalnetz ange­ordnet und gehören damit zur erforder­lichen Haus­installation. Es gibt auch kleinere Rück­stau­verschlüsse, zum Beispiel für Keller­wasch­becken im Siphon, die nach­gerüstet werden können.

Grafischer Darstellung einer Rückstauklappe im Vergleich zu einem nicht gesicherten Abfluss

Wie wahr­schein­lich ist Stark­regen bei Ihnen?

Mit einem Klick auf den Button „Karte“ unter geoportal.de können Sie eine Simu­lation über die Stark­regen­gefahren für NRW auf­rufen und sich bis zu Ihrem Grund­stück heran­zoomen. Separat ange­zeigt werden jeweils die maxi­malen Wasser­stände und Fließ­geschwindig­keiten für ein seltenes, soge­nanntes „100-jährliches“ Stark­regen­ereignis sowie für ein heute schon „normales“ Extremwetter.

Starkregen in einem Garten

Bau­liche Maß­nahmen gegen Über­flutung von An­fang an einplanen

Vermeiden Sie, dass ober­irdisch abflie­ßendes Wasser über tief­liegende Haus­ein­gänge, Keller­geschosse, Souterrain­wohnungen, Garagen­zufahrten, Fenster oder Licht­schächte ein­dringt. Bei Neu­bauten sollte Schutz vor Über­flutung schon bei der Planung berück­sichtigt werden. Bei Bestands­bauten kann nach­gebessert werden, zum Bei­spiel mit einem Gefälle im Eingangs­bereich, ummauerten Keller­licht­schächten, druck­sicheren Keller­fenstern und Eingangs­türen, Boden­schwellen an der Ein­fahrt in die Tief­garage und Barriere-Systemen. Wenn alle Schwach­stellen am Haus bekannt sind, können Sie entscheiden, welche Vor­kehrungen einzeln oder auch in Kom­bination sinn­voll sind.

Sind Sie vor den Folgen von Stark­regen geschützt? Zeit für unsere 5 Check-Points!

Sintflut­artige Regen­fälle und heftige Gewitter: Durch die Erd­er­wärmung haben außer­ordent­liche Wetter­ereig­nisse auch in unseren gemäßigten Breiten spür­bar zuge­nommen. Wenn Sie an diese Check­liste 5 Häkchen setzen können, sind Sie gut vor den größten Risiken geschützt. 

Beachten Sie Extrem­wetter-Warnungen

Extreme Un­wetter kommen nicht unan­gekündigt. Heutige Wetter­prognosen können ziem­lich genau vorher­sagen, welche Orts­lagen besonders gefährdet sind. Nehmen Sie diese Prog­nosen niemals auf die leichte Schulter!

Tipp: Laden Sie sich die kosten­lose Warn-App „NINA“ des Bundes­amts für Bevölkerungs­schutz und Katastrophen­hilfe aufs Smart­phone. Sie hat die Warnungen des Deutschen Wetter­dienstes und der Hoch­wasser­informations­stellen der Bundes­länder integriert.

Sichern Sie sich gegen Elementar­schäden ab

Eine "normale" Wohn­gebäude­ver­sicherung deckt ledig­lich Schäden durch Sturm, Hagel, Leitungs­wasser und Feuer. Bei Über­schwem­mung durch Stark­regen und Fluss­hoch­wasser benötigen Sie eine Elementar­schaden­police – und selbst dann zahlt die Ver­sicherung oft nur, wenn eine funktion­ierende Rück­stau­sicherung vor­handen war.

Eine Elementar­schaden­versicherung kann in Kombination mit der Haus­rat- oder der Wohn­gebäude­versicherung abge­schlossen werden. Für Haus­besitzer*innen em­pfiehlt sich beides. Mieter*innen in den unteren Geschossen brauchen even­tuell einem Zusatz zur Haus­rat­versicherung, damit Möbel, Teppiche oder Haus­halts­gegen­stände ersetzt werden.

Sichern Sie Schwach­stellen ab

Eine Extrem­wetter­front ist im An­marsch? Gut, wenn Sie bereits mit ein paar gefüllten Sand­säcken, einer regen­dichten Abdeckung für den Licht­schacht, even­tuell auch mit einer mobilen Spund­wand für Tor, Eingang oder Tief­garage vorge­sorgt haben. Diese kurz­fristigen Maß­nahmen können helfen, das Schlimmste zu ver­hindern. Um einen hohen Schutz zu erreichen, sollten Sie aber über die schon genannten bau­lichen Maß­nahmen nachdenken.

Erhalten Sie ver­sickerungs­fähige Flächen

Der Schotter­garten mit Folie da­runter oder die gepflas­terte Park­fläche: Durch immer mehr Ver­siegelung kann das Regen­wasser nicht mehr ver­sickern und fließt in die Kanäle. Ein natur­naher Vor­garten oder eine Ein­fahrt mit Rasen­gitter­steinen helfen, die Versiege­lung aufzu­brechen. Am besten fragen Sie auch Ihre Nachbarn, bei der Ent­siegelung mitzu­machen.

Lassen Sie die Rück­stau­sicherung Ihres Hauses prüfen

Abwasser­hebe­anlagen und Rück­stau­ver­schlüsse müssen regel­mäßig geprüft und gewartet werden, andern­falls riskieren Grund­stücks­eigen­tümer*innen bei Schäden ihren Ver­sicherungsschutz.

Gründächer – Regen­fänger und Klima­anlagen in der Stadt

Auch Dach­begrü­nungen bremsen den Regen­wasser­abfluss und entlasten so die Kana­lisation. Manche Kommunen belohnen das mit geringeren Nieder­schlags­wasser­gebühren. Alles zu den Vorteilen einer Dach­begrünung lesen sie hier.

Haus mit bepflanztem Dach

Bildnachweis:

AdobeStock_163966311
AdobeStock_534915351
GELSENWASSER AG und Erenja AG & Co. KG
AdobeStock_129973239
AdobeStock_915827

Mehr in dieser Kategorie

Waldbaden NRW

Wirf Blätter in die Luft, umarme einen Baum, entschleunige: Waldbaden tut richtig gut!

Jetzt lesen