Lichtverschmutzung in Kürze

Seit der Erfindung der elektrischen Glühbirne breitete sich das künstliche Licht immer weiter aus. Wir sind nicht mehr an den Tag gebunden, um „im Hellen“ alles sehen zu können. Dies ist für den Einzelnen schön, aber im Gesamten schlecht: Es gibt immer mehr Gegenden, in denen man keine komplette Dunkelheit mehr hat. Ist dies ein Dauerzustand, spricht man von Lichtverschmutzung.
Die konstanten Lichtimmissionen – also unsere ständige Verwendung von künstlichem Licht, sowohl in Häusern als auch z.B. in Form von Straßenlaternen – erhellen den Nachthimmel. Vor allem Abstrahlung nach oben streut das Licht in die Luftschichten unserer Atmosphäre und lässt zum Teil riesige Lichtglocken entstehen. Dadurch sehen wir in diesen Gebieten gar keine oder nur noch sehr wenige Sterne.
Der Direktvergleich zeigt das Ausmaß
Tipp: Wenn man doch einmal einen ‚sauberen‘ Sternenhimmel erleben will, hilft einen die Lichtverschmutzungskarte von lightpollutionmap dabei. Hier sehen Sie, welche Orte in Ihrer Umgebung am wenigsten lichtverschmutzt sind.

Um sich klarzumachen, wie stark die Beleuchtung in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, hilf die Lichtverschmutzungs-Karte von Europa. Die Paten der Nacht haben eine interaktive Karte erstellt: Mithilfe des Schiebereglers können Sie die verschiedenen Helligkeitsgrade in Europa im Jahre 1992 mit denen aus 2010 vergleichen.
Das ‚wirkliche‘ Problem
Der auffälligste Effekt der Lichtverschmutzung – dass inzwischen über 50% der Europäer*innen die Milchstraße nicht mehr sehen können – ist eine der harmloseren Folgen der Lichtverschmutzung. Wirklich problematisch sind die Effekte auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze. Sie entstehen, weil sich fast alles auf der Erde mit dem Tag-Nacht-Rhythmus entwickelt und daran angepasst hat: Viele lebenswichtige Prozesse eng damit verbunden. Künstliches Licht und unnatürliche Helligkeit in der Nacht bringt diese aus dem Gleichgewicht.
Wie die Motte zum Licht
Übrigens: Von den etwa 3.000 Schmetterlingsarten in Deutschland sind mehr als 90% nachtaktiv und damit unmittelbar von Lichtverschmutzung betroffen.

Das Ausbleiben von nächtlicher Dunkelheit schadet insbesondere den nachtaktiven Insekten. Sie sind auf den Wechsel zwischen hell und dunkel angewiesen, nun aber oft in Kunstlicht unterwegs. Das erschwert die Orientierung, lenkt einige Insekten ab und lockt andere über mehrere hundert Meter hinweg an. Besonders kalt-weißes und blaues Licht wirkt auf manche Arten extrem anziehend.
Experten schätzen, dass jeden Sommer Milliarden von Insekten an unseren Straßenlaternen sterben – an Erschöpfung, durch Verbrennen oder durch ebenfalls angelockte Feinde. Das ist auf zwei Ebenen problematisch: Sie fehlen sie bei der Bestäubung von Pflanzen, was schlimmstenfalls zu Ernteausfällen führt. Zudem entfallen sie dann auch als Nahrung für nachtaktive Tiere wie Eulen, Spitzmäuse, Fledermäuse oder Igel.
Der menschliche Körper leidet unter Lichtverschmutzung

Neben Insekten leiden aber auch andere Lebewesen: Bei Pflanzen wird der natürlichen Wachstumszyklus gestört und Zugvögel und Fischschwärme werden in der Orientierung gestört, was tödliche Folgen haben kann.
Bei Menschen wirkt sich Licht auf den Hormonhaushalt aus: Insbesondere bei sehr hellem oder bläulichem Licht wird das Schlafhormon Melatonin verzögert ausgeschüttet, wodurch wir später einschlafen, schlechter aufwachen und insgesamt weniger Ruhe finden. Dadurch wiederum werden Lern- und Leistungsfähigkeit sowie unser Immunsystem eingeschränkt. Chronische Schlafstörungen können außerdem zu schweren gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck, Diabetes und Krebserkrankungen beitragen. Israelische Forscher kamen sogar zu dem Ergebnis, dass das Brust- oder Prostatakrebsrisiko mit dem Ausmaß der Lichtverschmutzung zunimmt.
Was kann man gegen Lichtverschmutzung unternehmen?
Die Licht-Richtlinie der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz soll helfen, die Lichtverschmutzung zu verringern. Zudem bestehen weitere Empfehlungen und Leitlinien: In Nordrhein-Westfalen hat das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Informationen zum Thema Licht auf einer eigenen Seite zusammengefasst. Hier finden Sie auch den Runderlass „Lichtimmissionen, Messungen, Beurteilung und Verminderung" zum Download: Er soll bei der Einschätzung helfen, wann künstliche Beleuchtung zur schädlichen Umwelteinwirkung wird.
Zudem kann jeder einzelne von uns dazu beitragen, Lichtverschmutzung zu reduzieren. Ob am Haus oder im Garten – mit den folgenden Tipps können sie Ihre eigenen Lichtimmissionen verringern:
So wenig wie möglich
Zwar brauchen wir Licht, um uns - besonders bei Nacht - zurechtzufinden. Aber als reine Deko richtet es beispielsweise im Garten nur Schaden an.
Schwach strahlen
Die Helligkeit von Lampen wird in Lumen angegeben. Die Zahl sollte möglichst gering sein: Selbst mehrere schwache Lichtquellen sind besser als eine sehr helle.
Bloß nicht blau
Je gelber das Licht, desto geringer der Schaden für Mensch und Natur.
Tief hängen
Niedrig-hängende Lampen haben geringere Blendwirkung und Lichtstreuung.
Richtige Richtung
Kunstlicht sollte keinesfalls nach oben strahlen. Dabei helfen zum Beispiel Lampen mit geschirmten Gehäusen.
Kurzum
Machen Sie nicht mehr oder länger Licht, als Sie wirklich brauchen. Dabei können Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren helfen.
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earth-night.info / Paten der Nacht